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Do it yourself! (ab 16.01.2022)

Die neue Lust aufs Selbermachen

Eine Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen (16. Januar bis zum 13. März 2022)

Die Ausstellung macht Station bei uns im Museum Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo.

Sauerkraut und Bohnen für den Winter einkochen, Kleidung nähen und flicken oder Spielzeug für die Kinder bauen: Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte das Selbermachen fest zum Alltag vieler Menschen dazu. Heute kann man fast alles verhältnismäßig schnell und günstig kaufen. Trotzdem entscheiden sich Menschen nach wie vor für das Selbermachen. Doch warum machen sie heute Dinge selber, obwohl sie es nicht müssten? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Wanderausstellung „Do it yourself! Die neue Lust aufs Selbermachen“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Seit einigen Jahren ist „Do it yourself“ oder kurz DIY, wie das Selbermachen auch genannt wird, wieder voll im Trend: Menschen stricken in der Bahn, ziehen in  Gemeinschaftsgärten Gemüse oder reparieren in sogenannten Repair-Cafés Fahrräder und Radios. Die Ausstellung zeigt, wie sich Motivationen zum Selbermachen seit den 1950er Jahren verändert haben. Sie zeigt Grenzen und Übergänge zwischen historischen und aktuellen Formen des Selbermachens und wirft dabei auch einen kritischen Blick auf den DIY-Boom.
Die Ausstellung betrachtet die Praktiken des Selbermachens in den Spannungsfeldern „Mangel & Überfluss“, „Hobby & Arbeit“ und „Alltag & Gegenkulturen“. Dabei liegt der Fokus auf den Akteur:innen und auf zeittypischen Formen des Selbermachens: Wer machte zu einem bestimmten Zeitpunkt was selbst – und warum? „Bis heute spielen unterschiedliche Faktoren wie Zeit, Geld und gesellschaftliche Erwartungen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung für oder gegen das Selbermachen“, so Sarah Lieneke, die Kuratorin der Ausstellung.
„Die Ausstellung erzählt vom Selbermachen in der von Mangel geprägten Nachkriegszeit, in der es als Versorgungsstrategie oft wieder aufgegriffen wurde. Sie zeigt, wie das Heimwerken oder ‚Do it yourself‘ in der aufstrebenden Wohlstandsgesellschaft der 1950er Jahre zum neuen Freizeittrend des Kleinbürgertums avancierte und wie das DIY-Prinzip vom alternativen Milieu der 1970er gekapert wurde, um antikapitalistische Überzeugungen umzusetzen und sich kreativ selbst zu verwirklichen. Nicht zuletzt wirft die Ausstellung auch einen kritischen Blick auf das DIY-Fieber und veranschaulicht, wie der Trend zum DIY heute zunehmend kommerzialisiert wird“, so Lieneke weiter.

Besucher:innen können in der Ausstellung ein Quiz spielen, um herauszufinden, welcher DIY-Typ sie sind, sie können ihre Fingerfertigkeiten beim Falten von Origami ausprobieren und in Interviews die persönlichen Perspektiven von Selbermacher:innen aus Westfalen kennenlernen. Viele der insgesamt 83 Ausstellungsstücke haben Menschen aus Westfalen dem LWL-Museumsamt nach einen Presseaufruf für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Vom selbstgemachten Teddy bis zu Alltagshilfen aus dem 3D-Drucker für Menschen mit Behinderung zeigen die Exponate die Vielfalt an Materialien, Praktiken und Motivationen für das Selbermachen. Die Ausstellungsobjekte laden Besucher:innen dazu ein, sich aktiv mit den unterschiedlichen Motivationen zum Selbermachen auseinanderzusetzen.
Einige Ausstellungsstücke wie der Schulwebrahmen aus dem Handarbeitsunterricht oder der gestrickte Norwegerpulli aus dem Hörsaal der 1980er Jahre wecken Erinnerungen an eigene Erlebnisse. „Die Ausstellung zeigt nicht nur die kulturgeschichtliche Entwicklung des Selbermachens, sondern nimmt Bezug auf die Biografien von Menschen in Westfalen. Welche Verbindungen haben sie zum Selbermachen? Welche Rolle spielt es in ihrem Alltag und in ihrem Selbstbild“, so Lieneke. „Erst diese persönlichen Geschichten machen die Exponate der Ausstellung so interessant. Geschichten vom Selbermachen erzählen von Alltag, Freizeit und Wertevorstellungen unterschiedlicher Generationen und sind deshalb auch gut geeignet, um mit den eigenen Kindern, Eltern und Großeltern ins Gespräch zu kommen“, so die Ausstellungmacherin weiter.

Ein Katalog mit 136 Seiten, zahlreichen Abbildungen und weiterführenden Textbeiträgen vertieft und erweitert die Themenbereiche und zeigt ausgewählte Ausstellungsobjekte.