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Karla Raveh (1927–2017).

Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin

Verfolgung und Befreiung

Karla Raveh wurde im Mai 1927 als Tochter der jüdischen Familie Frenkel in Lemgo geboren. Die Familie lebte in der Echternstraße 70. Zusammen mit ihren Eltern Herta und Walter Frenkel, ihren Geschwistern Helga, Ludwig und Uriel sowie ihren beiden Großmüttern Helene Rosenberg und Laura Frenkel wurde Karla Raveh am 28. Juli 1942 vom Lemgoer Markplatz aus deportiert. Sie und ihre Großmutter Helene Rosenberg sind die einzigen Überlebenden ihrer Familie. Alle anderen Familienangehörigen starben im Warschauer Ghetto, in Theresienstadt oder in Auschwitz.

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Die beiden Schwestern Helga und Karla Frenkel (1927/28)

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Herta Frenkel mit Karla (vorn), Helga (dahinter) und den Kindern der Familie Helms (um 1933)

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Walter Frenkel mit Helga und Karla (um 1933)

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Karla Frenkel: "Mein erster Schultag" (um 1933)

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Klassenfoto mit Helga Frenkel (um 1933)

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Ludwig Frenkel (1934)

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Helene Rosenberg in Montreux/Schweiz (1947)

Heirat und Auswanderung

Nach der Befreiung 1945 kam Karla Raveh zurück nach Lemgo. Hier lernte sie ihren Mann Szmuel Rubin/Raveh (1925-1987) kennen. Er war in Demblin (Polen) aufgewachsen. Im Januar 1945 war er als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden. Nach der Befreiung im April 1945 kam er in ein Lazarett für sog. Displaced Persons in Eben Ezer. Nach seiner Entlassung eröffnete er ein Geschäft für Haushaltswaren. Im Jahre 1949 heirateten Karla Frenkel und Szmuel Rubin in Lemgo. Im Sommer 1949 wanderten sie gemeinsam nach Israel aus. In den Jahren 1954 und 1958 wurden die Söhne Michael und Dani geboren. Die Familie Raveh lebte und lebt in Tivon.

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Karla Frenkel und Szmuel Rubin/Raveh im DP-Krankenhaus Bergen-Belsen (1946)

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Visitenkarte von Szmuel Rabin/Raveh (1947)

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Feier nach der standesamtlichen Trauung in Lemgo mit Freunden, darunter Adolf Sternheim (ganz links). Der frühere Kaufmann Adolf Sternheim war neben Karla Frenkel der einzige Holocaust-Überlebende. der im Jahr 1945 nach Lemgo zurückgekehrt war. (1946)

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Karla und Szmuel Raveh in Israel (um 1950)

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Die stolzen Eltern: Karla und Szmuel Raveh mit ihrem Sohn Michael (1954/55)

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Die Familie Raveh in Tivon (1960)

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Karla Raveh auf einem Ausflug der Klasse ihres Sohnes Michael (um 1964)

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Familienfoto vor der Reise nach Lemgo (Sommer 1986)

Zeitzeugin, Ehrenbürgerin der Stadt Lemgo, Namensgeberín der Gesamtschule

Im Jahre 1985 schrieb die Lemgoer Lehrerin Hanne Pohlmann (1939-2011) an Karla Raveh mit der Bitte um Informationen. Daraufhin verfasste Karla Raveh ihre Erinnerungen, unterstützt von ihrem Ehemann. Im Jahre 1986 wurde das Manuskript unter dem Titel „Überleben. Der Leidensweg der jüdischen Familie Frenkel aus Lemgo“ veröffentlicht. 

Im Jahre 1988 wurde Karla Raveh zur Ehrenbürgerin der Stadt Lemgo ernannt. Im gleichen Jahre wurde das Frenkel-Haus als Dokumentations- und Begegnungsstätte und als Gedenkstätte eröffnet. Im Hinterhaus entstanden Atelier- und Wohnräume für das Stipendium Junge Kunst. 

Bis zu ihrem Tod im Jahre 2017 kam Karla Raveh regelmäßig in jedem Jahr für mehrere Monate nach Lemgo. Sie führte Besucher/innen durch das Frenkel-Haus und wurde vielfach als Zeitzeugin eingeladen. Im Jahre 1997 erhielt die neu gegründete Gesamtschule des Kreises Lippe in Lemgo auf Initiative der Elternschaft den Namen „Karla-Raveh-Gesamtschule“. Mit dieser Schule hatte Karla Raveh eine besonders enge Verbindung. 

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Karla Raveh in Lemgo (1986)

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Karla Raveh in der Karla-Raveh-Gesamtschule (um 2009)

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Karla Raveh und Hanne Pohlmann, Lesung in der VHS Lemgo (1986)

Geburtstagsfeier und Abschied von Karla Raveh

Anfang Mai 2017 war Karla Raveh aus Anlaß ihres 90. Geburtstages aus Israel in ihre Heimatstadt Lemgo gekommen. Über 140 Gratulanten hatten ihr am 15. Mai in der Karla-Raveh-Gesamtschule einen herzlichen Geburtstagsempfang bereitet. 

Vor ihrer Reise nach Lemgo hatte Karla Raveh auf mehreren Veranstaltungen in Israel über ihre Biographie und ihr Wirken als Zeitzeugin in Lemgo und anderen Orten, wie der Gedenkstätte Neuengamme, berichten können. Am 24. April 2017 hatte sie zum ersten Mal in einer öffentlichen Veranstaltung in ihrer israelischen Heimatstadt Tivon über ihre Biographie und ihr Wirken als Zeitzeugin in Deutschland referiert.

In den frühen Stunden des 27. Mai 2017 ist Karla Raveh, Ehrenbürgerin der Stadt Lemgo, nach kurzer Krankheit im Klinikum Lemgo verstorben. Ihrem Wunsch gemäß fand sie ihre letzte Ruhe in Tivon, Israel, an der Seite ihres 1987 verstorbenen Ehemannes Szmuel Raveh. Am 20. Juni 2017 fand eine Trauerfeier in der vollbesetzten Kirche St. Nicolai in Lemgo statt.

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Veranstaltung Tivon/Israel, April 2017

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Veranstaltung Tivon/Israel, April 2017

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Veranstaltung MOFET-Institut Israel, April 2017

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90. Geburtstag in Lemgo, Karla Raveh spricht am 15. Mai 2017 zu ihren Gästen.

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Gedenkstein für Karla Raveh (2018). Gestaltung: Carolin Engels, Bildhauerin, Lemgo. Standort: vor dem alten jüdischen Friedhof am Ostertorwall, in Sichtweite des Lieblingsbaums von Karla Raveh und in der Nähe des Frenkel-Hauses