Am 17. April 1901 kam Mary Frenkel als älteste Tochter von Louis und Laura Frenkel geb. Frank zur Welt. Mit ihren vier Geschwistern Walter, Ruth, Johanna „Hanna“ und Ernst Frenkel wuchs sie im Haus der Familie in der Lemgoer Echternstraße auf.
Mary Frenkel machte eine kaufmännische Ausbildung und lebte zeitweise in Hannover sowie in Bayern. Durch die Familie ihres Schwagers Herbert Heinemann, dem Mann ihrer Schwester Hanna, lernte Mary Frenkel den Gütersloher Wilhelm „Willi“ Garty kennen. Das Paar heiratete und Mary zog Ende der 1930er Jahre zu der Familie ihres Mannes.
Willi Garty, der wie Mary Gartys Brüder in Folge der Novemberpogrome 1938 zeitweise im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert worden war, fasste den Entschluss, das Deutsche Reich zu verlassen. Überstürzt emigrierte er nach Südafrika. Dazu schrieb Mary Gartys Nichte Karla Raveh geb. Frenkel:
„Er tat dies Hals über Kopf, nahm nicht einmal seine Frau mit; sie blieb in Gütersloh mit ihrer alten Schwiegermutter. Unsere Familie war entsetzt darüber. Die Tante sollte später nachkommen, sie schaffte es aber nicht mehr.“
Nachdem Mary Garty zu ihrer Familie zurück nach Lemgo zog, wurde sie Ende März 1942 zusammen mit ihren jüngeren Geschwistern über Bielefeld in das Warschauer Ghetto deportiert. Die in der Alten Hansestadt zurückgebliebenen Familienmitglieder erhielten nur noch wenige Lebenszeichen aus dem „Osten“, bevor sie selbst verschleppt wurden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fehlte von Mary Garty jede Spur. Sehr wahrscheinlich starb sie bereits im Ghetto oder wurde in einem deutschen Vernichtungslager ermordet.
In Erinnerung an Mary Garty geb. Frenkel wurde vor dem Frenkel-Haus ein Stolperstein verlegt.
Am 6. Oktober 1902 wurde Ruth Frenkel in Lemgo geboren. Sie kam als drittes Kind von Laura Frenkel geb. Frank und Louis Frenkel auf die Welt. Mit ihren Geschwistern Walter, Mary, Hanna und Ernst wuchs sie in dem Backsteinhaus in der Echternstraße 70 auf, wo die Familie einen Produkten- und Altwarenhandel führte.
Karla Raveh geb. Frenkel beschrieb ihre Tanten Mary, Ruth und Hanna Frenkel als „berufstätig, sehr tüchtig und sehr beliebt“. Ruth Frenkel war Krankenschwester und hatte ab 1933 eine Stelle als Privatschwester bei einer älteren Dame in Bückeburg erhalten. Dort lebte sie in den 1930er Jahren mit mehreren Unterbrechungen. Als ihre Brüder im Anschluss an die Novemberpogrome 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt und Ernst dort von einem SS-Mann schwer verletzt wurde, nahm sich Ruth Frenkel seiner Pflege an. Sie begleitete ihn in das jüdische Krankenhaus in Berlin, da er zu diesem Zeitpunkt nur noch dort behandelt wurde. Zurück in der Alten Hansestadt musste die Familie Frenkel immer mehr zusammenrücken, denn ihr Haus war zu einem sogenannten „Judenhaus“ erklärt worden und alleinstehende Pensionäre aus der Umgebung mussten bei ihnen einziehen.
Schließlich wurde Ruth Frenkel zusammen mit ihren Geschwistern Mary, Hanna und Ernst am 28. März 1942 über Bielefeld und Hannover in das Ghetto Warschau deportiert. Dort waren die Lebensbedingungen katastrophal. Die Geschwister konnten ihrer Familie noch ein paar Briefe zukommen lassen, aus denen sich ihre schlimme Lage herauslesen ließ. Karla Raveh geb. Frenkel zitiert einen dieser Briefe in ihrem Lebensbericht: „Versucht uns was zu schicken, wir sind am Verhungern, die eine Tante sei schon schwach und krank, auch dem Onkel ging es nicht gut.“ Walter Frenkel ließ seinen Geschwistern heimlich etwas Geld schicken, doch schon bald bekam die Familie kein Lebenszeichen mehr. Ruth Frenkel und ihre Geschwister wurde nach Kriegsende für tot erklärt.
In Erinnerung an Ruth Frenkel wurde vor dem Frenkel-Haus ein Stolperstein verlegt.
Am 8. Januar 1905 wurde Johanna „Hanna“ Frenkel in Lemgo geboren. Sie kam als jüngste Tochter von Louis Frenkel und Laura Frenkel geb. Frank zur Welt. Mit ihren Geschwistern wuchs sie in der Alten Hansestadt auf, wo ihr Vater einen Produkt- und Altwarenhandel führte. Als junges Mädchen wohnte sie zeitweise in Rheda (heute: Kreis Gütersloh), wo sie eine jüdische Elementarschule besuchte.
Mit der seit 1933 einsetzenden NS-Jugendverfolgung, war das Leben von Johanna Frenkel und ihrer Familie von Diskriminierung und Einschränkungen geprägt. Mitte der 1930er Jahre zog die Familie ihres Bruders Walter mit ins Haus und die Frenkels mussten zusammenrücken. Johanna Frenkels Nichte Karla Raveh geb. Frenkel beschrieb ihre Tanten als: „unverheiratet, berufstätig, sehr tüchtig und sehr beliebt.“ Anfang 1938 lernte Johanna Frenkel den Bielefelder Malermeister Herbert Heinemann kennen. Die beiden heirateten und sie zog zu seiner Familie in die Stadt Bielefeld. Doch das Eheglück hielt nicht lange an. Da Herbert Heinemann durch die antisemitischen Gesetze der Nationalsozialisten in seiner Berufsausübung eingeschränkt war, begann er im Tiefbau zu arbeiten. Karla Raveh geb. Frenkel berichtete, dass er dabei täglich bis zu den Knien im Wasser schuftete, woraufhin er schwer erkrankte. Am 18. Juli 1939 starb Herbert Heinemann in Bielefeld.
Johanna Heinemann geb. Frenkel blieb in Bielefeld und musste im August 1941 in ein sogenanntes „Judenhaus“ umziehen. Am 28. März 1942 wurde sie zusammen mit ihren Geschwistern Mary, Ruth und Ernst in das Warschauer Ghetto deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Vom Amtsgericht Lemgo ist sie 1958 für tot erklärt worden.
In Erinnerung an Johanna „Hanna“ Heinemann geb. Frenkel wurde ein Stolperstein vor dem Haus Echternstraße 70 verlegt.
Alle Städtische Museen Lemgo/Gedenkstätte Frenkel-Haus.
Texte: Sara Elkmann