11. November 2022 bis 15. Januar 2023 (Museum Hexenbürgermeisterhaus)
20. Januar bis 26. Februar 2023 (Ev.-luth. Kirche St. Marien)
Die drei Brüder Herbert (*1912), Hans (*1914) und Kurt Gumpel (*1922) stammen aus einer jüdischen Familie in Lemgo. Die Eltern der Drei betreiben in der Lemgoer Mittelstraße ein Textilwarengeschäft. Die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 bedroht zunächst die wirtschaftliche Existenz der Familie.
Herbert Gumpel schließt sich der Hechaluz-Bewegung an. Diese organisiert die Vorbereitung (Hachschara) der jüdischen Einwanderung nach Palästina (Alija). Herbert Gumpel geht 1937 in das Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde/Spree, um sich auf die Auswanderung vorzubereiten. Dorthin holt Herbert auch seine Brüder Hans und Kurt, der zu diesem Zeitpunkt erst 15 Jahre alt ist. Das Landwerk Neuendorf ist eine jüdische Arbeiterkolonie und Ausbildungsstätte. Eine große Zahl jüdischer Jugendlicher lernt dort körperlich harte, landwirtschaftliche Arbeit für das Leben in Palästina.
Gustav Gumpel, Vater der drei Brüder, stirbt 1937 am Lemgoer Bahnhof in Folge eines Herzinfarktes. Rosalie Gumpel, Mutter der Drei, wird zur Geschäftsaufgabe und zum Verkauf ihres Hauses gezwungen. Sie wird 1941 nach Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert.
Die Ausreise nach Palästina schafft nur von den drei Brüdern nur der Älteste: Herbert. Erst geht er als Lehrling nach Dänemark und kommt 1938 im Rahmen der „Jugend-Alija“ nach Palästina. Er nennt sich fortan Mordechai, lebt dort zunächst in einem Kibbuz und arbeitet bis zu seinem Lebensende als Künstler.
Auch sein Bruder Hans verlässt Neuendorf 1937. Er emigriert nach Dänemark und arbeitet auf Bauernhöfen. Kurt Gumpel folgt ihm 1939 nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Ausbildung in Neuendorf. In Deutschland wird die Situation für Jüdinnen und Juden allmählich lebensgefährlich. Die beiden bleiben in Dänemark, müssen 1943 weiter nach Schweden fliehen. 1945 kehren beide nach Dänemark zurück und bauen sich ein neues Leben auf.
Mordechai Gumpel und Kurt Gumpel kehren jeweils im höheren Alter mehrmals nach Lemgo zurück. Mordechai präsentiert seine Werke in mehreren Ausstellungen. Kurt übergibt einen Teil seines und des Familiennachlasses an die Städtischen Museen und begleitet ein Zeitzeugenprojekt mit Jugendlichen der Evangelisch-lutherische Gemeinde St. Nicolai.
Die Ausstellung „3 Brüder“ erinnert 100 Jahre nach Kurt Gumpels Geburtsjahr an den spannenden, außergewöhnlichen und unterschiedlichen Lebensweg der drei Brüder, deren einzige Chance, das NS-Regime zu überleben, war, ihre Heimatstadt Lemgo zu verlassen.