Shmuel Rubin (Raveh) hat die Shoah (hebr. = Katastrophe) überlebt, den nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden. Der in Polen geborene Mann strandet 1945 in Lemgo. Hier lernt er Karla Frenkel kennen, die als einzige Holocaust-Überlebende ihrer Familie in ihre Heimatstadt zurückkehrte. 1949 heiratet das Paar und emigriert nach Israel. Im Gegensatz zu seiner Frau, die ihre Lebensgeschichte publiziert, berichtet Shmuel Raveh nie öffentlich von seinem Schicksal. 1986 stirbt er nach kurzer, schwerer Krankheit. Jahre später findet sein Sohn Michael Raveh handschriftliche Aufzeichnungen seines Vaters und bringt dessen Biografie 2020 als Buch heraus.
In Lemgo, wo Shmuel Raveh nach Kriegsende zurück ins Leben fand, zeigt die Gedenkstätte Frenkel-Haus in den Räumen des Museums Hexenbürgermeisterhaus eine Sonderausstellung zum Leben des stillen Zeitzeugen. Den Besuchenden wird die Biografie
des Shoah-Überlebenden in sechs Lebensabschnitten nähergebracht. Dabei werden auch eher unbekannte Themen, wie das jüdische Leben im Polen der Zwischenkriegszeit (1920-1939) oder den „Displaced Persons“ im Nachkriegsdeutschland, beleuchtet.
35 Jahre nach dem Tod Shmuel Ravehs bleiben Fragen unbeantwortet und Leerstellen ungefüllt. In der Ausstellung kommen daher auch Angehörige, Freunde und Weggefährten für den Mann zu Wort, dessen einzigartige Lebensgeschichte nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.